Morwort.
Der Geschichtsunterricht in der Taubstummenschule muß von vornherein auf systematische Vollständigkeit verzichten. Er kann dies aber auch unbeschadet der Zwecke, welche er verfolgt. An einer Reihe der wichtigsten Personen und Thatsachen aus der deutschen und preußischen Geschichte soll er nämlich den Schüler zum Verständnisse der hervorragendsten Entwicklungen seiner Vorfahren in religiöser, geistiger und politischer Hinsicht führen; dadurch den Glauben an den Erhalter und Regierer der Welt bestärken, das Gefühl für Vaterlandsliebe wecken und beleben, kurz: Gemüt und Charakter des Schülers bilden. Diese Zwecke werden durch lebeusfrifche, abgerundete Geschichtsbilder eher und sicherer erreicht, als durch eine leere Nomenklatur. Die hohe Bedeutung des Geschichtsunterrichtes für die sprachliche Bildung des Taubstummen kann und braucht hier wohl keiner nähern Begründung und Erörterung unterzogen zu werden.
Die für Volksschulen freilich sehr zahlreichen Geschichtsbüchlein, Leitfäden und wie sie alle heißen, sind für die Taubstummenschule mehr oder weniger unbrauchbar. Ein eigens für Taubstummen bearbeitetes derartiges Geschichtswerkcheu ist mir aber nicht bekannt. Daher wird der vorliegende Versuch zur Ausfüllung dieser Lücke nicht bloß Entschuldigung, sondern vielleicht auch da und dort willkommene Aufnahme finden.
Freilich stehen der Einführung der Geschichte als selbständigen Unterrichtsgegenstand in die Lehrpläne der Taubstummenschuleu vielfach noch manche Hindernisse entgegen. Allein, man wird trotzdem in jeder Anstalt, auch bei nur sechsjährigem Bildungs-kursus im letzten Jahre wöchentlich wenigstens eine, wenn nicht zwei Stunden für den Geschichtsunterricht erübrigen können. Anstalten mit sieben- oder achtjährigem Kursus gewinnen ja sicher in den letzten Jahren die nötige Zeit sür diesen schönen und wichtigen .Unterrichtsgegenstand. Mit Rücksicht auf diese verschiedenartigen Verhältnisse der deutschen Taubstummen-Anstalten ist das
l*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Aus dem Vorworte zur ersten Auflage.
(§s ist zweifellos, daß der Unterricht in den Realien durch ein brauchbares Hand-
buch schon in dem Falle bedeutend unterstützt und erleichtert wird, wenn die Verhältnisse
einer Schule günstig sind. Sind die Schüler, für welche das Buch bestimmt ist, jedoch
intellektuell und sprachlich weniger gefördert, so ist der Nutzen eines solchen Hilfsmittels ein
wesentlich höherer. Es fragt sich nur, wie ein derartiges Buch abzufassen ist, damit es ins-
besondere für einfache Schulverhältnisse als ein wirk lich brauchbares bezeichnet werden kann.
Vor allem haben wir uns zu hüten gesucht, in den Ton eines Leitfadens zu ver-
fallen urtb dem Schüler ein trockenes Gerippe toter Namen, Zahlen und Notizen zu geben.
Durch eine ausführliche und anschauliche Darstellungsweise, bei welcher es uns besonders auf
die Darbietung wichtiger Einzelheiten ankam, sind wir vielmehr bestrebt gewesen, kraft- und
lebensvollen Stoff zu bieten, durch welchen des Schülers ganzes Interesse kräftig geweckt
und genährt werden soll. Besondere Sorgfalt hat der sprachliche Ausdruck erfahren; der-
selbe ist einfach und kindlich und dabei doch so gehalten, daß der Schüler auch in dieser
Beziehung nach Möglichkeit gefördert wird.
In der Naturgeschichte sind, den neuesten Bestrebungen auf diesem Gebiete ent-
sprechend, die Lebensgemeinschaften berücksichtigt; denn, was die Natur zusammengefügt
hat, soll wenn möglich auch im Unterrichte beieinander bleiben. Wird der Schüler beispiels-
weise im Frühlinge durch die Pracht eines blühenden Kirschbaumes ganz unwillkürlich zu
dessen Beobachtung angeregt, so gewahrt er alsbald um den Baum summende Tierchen,
welche emsig den süßen Honig sammeln, aber auch Käfer, welche aus den Blüten sitzen und
die dem Kinde so sehr erwünschte Frucht in ihrem ersten Entstehen gefährden. Doch siehe da,
auf einem Zweige unseres Kirschbaumes bemerkt der kleine Naturforscher jetzt zu seiner Freude
einen befiederten, buntschillernden Gast, welcher als treuer Beschützer der bedrohten Blüte und
Frucht die schädlichen Käfer mit Wohlbehagen verzehrt. Die Natur selbst also ist es, welche
das Kind hindrängt auf die Beobachtung von Geschöpfen, welche durch ihre Lebens-
bedingungen auf gemeinschaftliches Zusammenleben angewiesen sind. Die Beschreibung der
einzelnen Dinge hält sich fast nur an die augenfälligsten, charakteristischen Merkmale und
meidet jedes wissenschaftliche Beiwerk. Dafür sind der Lebensweise, dem Nutzen und Schaden
ein um so größerer Platz eingeräumt. Die ausländischen Pflanzen haben nur insoweit
Berücksichtigung gefunden, als sie uns durch ihre Produkte interessieren.
Die Anordnung des Stoffes in der Naturlehre ist nicht nach Lebensgemeinschaften
erfolgt, weil die in derselben zur Besprechung gelangenden Erscheinungen meist nicht an
eine bestimmte Jahreszeit gebunden sind und die Erklärung des einen Vorganges sich ge-
wöhnlich auf die des vorher besprochenen stützt, demnach ein gewisser logischer Zusammen-
hang zwischen den beiden Objekten besteht. Die den Schülern im häuslichen und
Verkehrsleben entgegentretenden Fragen, welche Or. Ule in seinem „Warum und Weil"
wissenschaftlich löst, werden von uns in einfach elementarer Weise beantwortet. Wenn
nicht vorher kurze Erklärungen erforderlich sind, gehen wir stets von den Versuchen aus,
entwickeln das Gesetz und kommen dann zur Nutzanwendung. Nachdem die Schüler
z. B. den Unterschied zwischen guten und schlechten Wärmeleitern erkannt haben, fordern
wir, daß sie imstande sind sich zu erklären, warum die zarten Pflänzchen unter der
kalten Schneedecke gegen Frost geschützt sind, und warum das Eis in den mit Stroh
gedeckten Eiskellern auch in der brennendsten Julihitze nicht schmilzt. Bezüglich der sprach-
lichen Fassung haben wir uns bemüht, eine Ausdrucksweise, die nur im Munde des
Lehrers Sinn hat, zu vermeiden; wir bieten daher nur Sätze, welche der Schüler aus-
sprechen und sich aneignen soll. Aufforderungen, wie z. B. „Tauche ein umgestülptes
leeres Glas senkrecht ins Wasser", oder Fragen im Text gehören, obgleich man sie in
vielen Naturlehren findet, nicht in ein Buch, das für die Hand der Schüler bestimmt ist.
Unsere Geographie setzt voraus, daß die Heimatkunde und die Geographie der
Heimatprovinz bzw. des Heimatlandes vor Benutzung unseres Buches in der eingehendsten
Weise behandelt worden sind und der Schüler womöglich durch diesen Unterricht für jede
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Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iv
geographische Erscheinung in der Ferne (Höhle. Schlucht, Abhang, Berg, Tal :c.) seinen
heimatlichen Repräsentanten gewonnen hat. Wir betrachten es ferner als unumgängliche
Notwendigkeit, den geographischen Unterricht durch Benutzung zahlreicher guter Bilder zu
einem anschaulichen und daher wirklich bildenden zu machen. Es war unser Bestreben,
nicht zu viele Namen und Zahlen zu geben, sondern das kulturgeographische Moment mehr
in den Vordergrund zu stellen; wir suchten zu zeigen, daß die verschiedenen Bodenverhältnisse
den Menschen auch verschieden beeinflussen und ihm seine Beschäftigung und seinen Erwerb
sozusagen vorschreiben, daß also z. B. an den Küsten Fischerei, in'den fruchtbaren Ebenen
Ackerbau und Viehzucht, in den erzreichen Gegenden dagegen Bergbau betrieben wird.
In den vaterländischen Geschichtsbildern, die nur für evangelische Schulen be-
stimmt sind, haben wir die Mitteilungen über Kriege rc. tunlichst gekürzt, das Ethische
und Kulturhistorische dagegen, soweit dies möglich erschien, eingehend berücksichtigt. Unsere
Schüler sollen wissen, daß unser Kaiser schon als achtjähriger Prinz ein warmes Herz
für den Spielkameraden mit geflickten Kleidern hatte, und daß unsere Kaiserin als
Jungfrau dem alten, armen Mütterchen die Karre weiterschieben half. Wir lassen unsere
Kinder bewundern einerseits den Heldenkaiser Wilhelm den Großen, der voll Pflichtgefühl
mitten im Kugelregen unerschrocken auf seinem Posten verharrt, andererseits aber auch
den edlen Dulder Kaiser Friedrich Iii., von dessen Lippen trotz unsagbaren Jammers
kein Wort der Klage kam. Auf diese Weise glauben wir, den Zweck der Geschichte,
Begeisterung und Hingabe an das Edle und Gute, am wirksamsten zu erreichen. Dabei
hat die neueste Geschichte eine ganz besonders eingehende Behandlung gefunden.
Zum Schluffe sei uns noch gestattet, Sr. Exzellenz dem Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Herrn D. Dr. Bosse, soivie dem Wirklichen
Geheimen Dberregierungsrat, Herrn Dr. Karl Schneider in Berlin, auch an dieser Stelle
unsern ehrerbietigsten Dank aussprechen zu dürfen für das besondere Wohlwollen, welches
dieselben dem vorliegenden preisgekrönten Realienbuche bewiesen haben, wie auch für die
wirksame Beihilfe, durch welche uns insbesondere eine reichhaltige Illustrierung des Buches
ermöglicht wurde.
Schleswig, den 4. März 1896. tlic i)srfßf)ci\
Vorwort zur zweiten und dritten Auflage.
Aie uns von geschätzter Seite gegebenen Ratschläge haben wir sowohl in der zweiten
als auch in der dritten Auflage nach Möglichkeit zu befolgen gesucht. Während in der
zweiten Auflage in der Naturlehre einige erst in neuerer Zeit allgemein in Gebrauch
genommene Apparate und in der Geschichte das Kulturhistorische inehr berücksichtigt worden
ist, haben in der dritten Auflage in der Geographie die deutschen Kolonien eingehendere
Würdigung gefunden und in der Naturgeschichte ist das biologische Moment zu seinem
Rechte gekommen. Auf Grund verschiedener Anfragen empfehlen wir für unsere Geographie
den Schulatlas von Dr. H. Lange, herausgegeben von C. Diercke, und für unsere
Naturlehre ein eigens für diese zusammengestellte Sammlung gut ausgeführter physikalischer
Apparate, die von der Firma Heustreu in Kiel, Schuhmacherstraße 9, bei direkter Be-
stellung zum Preise von 57 Mark geliefert wird.
Um unser Buch möglichst allen Anforderungen der Neuzeit entsprechend zu gestalten,
hat die Verlagsbuchhandlung auf die Ausstattung der neuen Auflage besondere Sorg-
falt verwandt. ^
Möge unser Realienbuch in seiner neuen Ausgabe der Schule ersprießliche Dienste
leisten.
Schleswig, im Februar 1899 und Dezember 1907.
Die Verfasser.
Anmerkung. Die drei Illustrationen „Kaiserproklamation zu Versailles", „Menschenrassen" und
„Chinesen" sind nach den Wandbildern des Leipziger Schulbilderverlags angefertigt.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Karl_Schneider Karl H._Lange C._Diercke
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Kiel Schuhmacherstraße
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Iv
geographische Erscheinung in der Ferne (Höhle, Schlucht, Abhang, Berg, Thal re.) seinen
heimatlichen Repräsentanten gewonnen hat. Wir betrachten es ferner als unumgängliche
Notwendigkeit, den geographischen Unterricht durch Benutzung zahlreicher guter Bilder zu
einem anschaulichen und daher wirklich bildenden zu machen. Es war unser Bestreben,
nicht zu viele Namen und Zahlen zu geben, sondern das knlturgeographische Moment mehr
in den Vordergrund zu stellen; wir suchten zu zeigen, daß die verschiedenen Bodenverhältnisse
den Menschen auch verschieden beeinflussen und ihm seine Beschäftigung und seinen Erwerb
sozusagen vorschreiben, daß also z. B. an den Küsten Fischerei, in den fruchtbaren Ebenen
Ackerbau und Viehzucht, in den erzreichen Gegenden dagegen Bergball betrieben wird.
In den vaterlänoischen Geschichtsbildern, die nur für evangelische Schulen be-
stimmt sind, haben wir die Mitteilungen über Kriege k. thunlichst gekürzt, das Ethische
und Kulturhistorische dagegen, soweit dies möglich erschien, eingehend berücksichtigt. Unsere
Schüler sollen wissen, daß unser Kaiser schon als achtjähriger Prinz ein warmes Herz
für den Spielkameraden mit geflickten Kleidern hatte, und daß unsere Kaiserin als
Jungfrau dem alten, armen Mütterchen die Karre weiterschieben half. Wir lassen unsere
Kinder bewundern einerseits den Heldenkaiser Wilhelm den Großen, der voll Pflichtgefühl
mitten im Kugelregen unerschrocken auf seinem Posten verharrt, andererseits aber auch
den edlen Dulder Kaiser Friedrich Iii., von dessen Lippen trotz unsagbaren Jammers
kein Wort der Klage kam. Ans diese Weise glauben wir, den Zweck der Geschichte,
Begeisterung und Hingabe an das Edle und Gute, am wirksamsten zu erreichen. Dabei
hat die neueste Geschichte eine ganz besonders eingehende Behandlung erfahren.
Zum Schlüsse sei uns noch gestattet, Sr. Excellenz dem Minister der geiftlicfjen,
Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Herrn I). Dr. Bosse, sowie dem Wirklichen
Geheimen Ober-Regierungsrat, Herrn Dr. Karl Schneider in Berlin, auch an dieser Stelle
unsern ehrerbietigsten Dank aussprechen zu dürfen für das besondere Wohlwollen, welches
dieselben dem vorliegenden preisgekrönten Realienbuche bewiesen haben, wie auch für die
wirksame Beihülfe, durch welche uns insbesondere eine reichhaltige Illustrierung des Buches
ermöglicht wurde.
Schleswig, den 4. März 1896. Dik Verfasser.
Vorwort zur zweiten Auflage.
A)ank der freundlichen Aufnahme, die unser Realienbuch von allen Seiten gefunden
hat, ist schon jetzt eine zweite Auflage nötig geworden. Es ist in dieser unser Bestreben
gewesen, die uns von geschätzter Seite gegebenen Ratschläge nach Möglichkeit zu befolgen.
In der Natnrlehre haben wir demgemäß einige erst in neuerer Zeit allgemein in Gebrauch
genommene Apparate und in der Geschichte das Kulturhistorische mehr berücksichtigt. Auf
Grund verschiedener Anfragen empfehlen wir für unsere Geographie den Schulatlas von
Dr. H. Lange, herausgegeben von C. Diercke, und für unsere Naturlehre eine eigens
für diese zusammengestellte Sammlung gut ausgeführter physikalischer Apparate, die von
der Firma Heustreu in Kibl, Schuhmacherstraße 9, bei direkter Bestellung zum Preise
von 57 Mark geliefert wird.
Um unser Buch möglichst allen Anforderungen der Neuzeit entsprechend zu gestalten,
hat die Verlagsbuchhandlung auf die Ausstattung der neuen Auflage besondere Sorg-
falt verwandt. ^
Möge unser Realienbuch in seiner neuen Ausgabe der Schule ersprießliche Dienste
leisten.
Schleswig, im Februar 1899. Vlt tlsltstltfl.
Anmerkung Die drei Illustrationen „Kaiserproklamation zu Versailles", „Menschenrassen" und
„Chinesen" sind nach den Wandbildern des Leipziger Schulbilderverlags angefertigt.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Karl_Schneider Karl H._Lange C._Diercke
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Ans dem Vorworte zur ersten Auflage.
Es ist zweifellos, daß der Unterricht in den Realien durch ein brauchbares Hand-
buch schon in dem Falle bedeutend unterstützt und erleichtert wird, wenn die Verhältnisse
einer Schule günstig sind. Sind die Schüler, für welche das Buch bestimmt ist, jedoch
intellektuell und sprachlich weniger gefördert, so ist der Nutzen eines solchen Hülfsmittels ein
wesentlich höherer. Es fragt sich nur, wie ein derartiges Buch abzufassen ist, damit es ins-
besondere für einfache Schulverhältnisse als ein wirklich brauchbares bezeichnet werden kann.
Vor allem haben wir uns zu hüten gesucht, in den Ton eines Leitfadens zu ver-
fallen und dem Schüler ein trockenes Gerippe toter Namen, Zahlen und Notizen zu geben.
Durch eine ausführliche und anschauliche Darstellnngsweise, bei welcher es uns besonders auf
die Darbietung wichtiger Einzelheiten ankani, sind wir vielmehr bestrebt gewesen, kraft- und
lebensvollen Stoff zu bieten, durch welchen des Schülers ganzes Interesse kräftig geweckt
und genährt werden soll. Besondere Sorgfalt hat der sprachliche Ausdruck erfahren: der-
selbe ist einfach und kindlich und dabei doch so gehalten, daß der Schüler auch in dieser
Beziehung nach Möglichkeit gefördert wird.
In der Naturgeschichte sind, den neuesten Bestrebungen auf diesem Gebiete ent-
sprechend, die Lebensgemeinschaften berücksichtigt: denn, was die Natur znsamniengefügt
hat, soll wenn möglich auch im Unterrichte beieinander bleiben. Wird der Schüler beispiels-
weise im Frühlinge durch die Pracht eines blühenden Kirschbaumes ganz unwillkürlich zu
dessen Beobachtung angeregt, so gewahrt er alsbald um den Baum summende Tierchen,
welche emsig den süßen Honig sammeln, aber auch Käfer, welche auf den Blüten sitzen und
die dem Kinde so sehr erwünschte Frucht in ihren, ersten Entstehen gefährden. Doch siehe da,
auf einem Zweige unseres Kirschbaumes bemerkt der kleine Naturforscher jetzt zu seiner Freude
einen befiederten, buntschillernden Gast, welcher als treuer Beschützer der bedrohten Blüte und
Frucht die schädlichen Käfer mit Wohlbehagen verzehrt. Die Natur selbst also ist es, welche
das Kind hindrängt auf die Beobachtung von Geschöpfen, welche durch ihre Lebens-
bedingungen ans gemeinschaftliches Zusammenleben angewiesen sind. Die Beschreibung der
einzelnen Dinge hält sich fast nur an die augenfälligsten, charakteristischen Merkmale und
meidet jedes wissenschaftliche Beiwerk. Dafür sind der Lebensweise, dem Nutzen und Schaden
ein um so größerer Platz eingeräumt. Die ausländischen Pflanzen haben nur in soweit
Berücksichtigung gefunden, als sie uns durch ihre Produkte interessieren.
Die Anordnung des Stoffes in der N aturlehre ist nicht nach Lebensgemeinschaften
erfolgt, weil die in derselben zur Besprechung gelangenden Erscheinungen meist nicht an
eine bestimmte Jahreszeit gebunden sind und die Erklärung des einen Vorganges sich ge-
wöhnlich auf die des vorher besprochenen stützt, demnach ein gewisser logischer Zusammen-
hang zwischen den einzelnen Objekten besteht. Die den Schülern im häuslichen und
Verkehrsleben entgegentretenden Fragen, welche Dr. Ule in seinem „Warum und Weil"
wissenschaftlich löst, werden von uns in einfach elementarer Weise beantwortet. Wenn
nicht vorher kurze Erklärungen erforderlich sind, gehen wir stets von den Versuchen aus,
entwickeln das Gesetz und kommen dann zur Nutzanwendung. Nachdem die Schüler
z. B. den Unterschied zwischen guten und schlechten Wärmeleitern erkannt haben, fordern
wir, daß sie imstande sind sich zu erklären, warum die zarten Pflänzchen unter der
kalten Schneedecke gegen Frost geschützt sind, und warun, das Eis in den mit Stroh
gedeckten Eiskellern auch in der brennendsten Julihitze nicht schmilzt. Bezüglich der sprach-
lichen Fassung haben wir uns bemüht, eine Ausdrucksweise, die nur im Munde des
Lehrers Sinn hat, zu vermeiden: wir bieten daher nur Sätze, welche der Schüler aus-
sprechen und sich aneignen soll. Aufforderungen, ,vie z. B. „Tauche ein umgestülptes
leeres Glas senkrecht ins Wasser", oder Fragen im Text gehören, obgleich man sie in
vielen Naturlehren findet, nicht in ein Buch, das für die Hand der Schüler bestimmt ist.
Unsere Geographie setzt voraus, daß die Heimatkunde und die Geographie der
Heimatprovinz bezw. des Heimatlandes vor Benutzung unseres Buches in der eingehendsten
Weise behandelt worden sind und der Schüler womöglich durch diesen Unterricht für jede
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]